Schließlich findet sich in der Wahl des Lampenmodells eine weitere Selbstreferenz: Anstatt eine beliebige Tischleuchte zu wählen, entscheidet sich Müller in seiner Arbeit für die Tolomeo Tavolo des Designers Michele De Lucchi, ein Designerstück, das nach dem griechischen Mathematiker und Astronom Ptolemäus benannt wurde, nach dessen Theorie sich die Sonne um die Erde dreht. Wer kreist hier also um wen?
Auf subtile und gleichzeitig ironische Weise wird in Müllers Arbeit die Kritik an der Interesselosigkeit der Kunst beziehungsweise einer Kunst, die sich nur auf sich selbst bezieht, thematisiert. Anders aber als bei den Ready-mades Duchamps, zum Beispiel dem Pissoir, bedient sich Müller nicht eines ordinären Alltagsgegenstandes, sondern zweier hochwertiger Designerlampen, deren Position er zueinander auf den Millimeter genau im Raum arrangiert. Somit ist diese Skulptur (oder sollte man besser Installation sagen?) wohl eher als eine Art Kunstgeschichtsadaption zu verstehen, die das bereits als Kulturgut aufgewertete Objekt in Kunst ummünzt. An die Stelle der Aufwertung tritt eine Umwertung des Objekts, die sich Müller humorvoll und elegant zu Nutze macht. In seinen Arbeiten generiert die ›Zweiheit‹, das Gegenüber oder die Spiegelung häufig eine Nivellierung des Inhalts und kann trotzdem als Sinn im gleichzeitigen Unsinn gelesen werden eine kreislaufartige Bewegung der philosophischen Weltbetrachtung.
|
|
|